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Traber: Vorurteil vorprogrammiert?

Als Traberreiter kennt man sie: Die Vorurteile, die Behauptungen, die Anfeindungen:

“Traber können nicht richtig galoppieren” “Traber sind keine richtigen Reitpferde”

“Traber gehören auf die Rennbahn, nicht aufs Turnier” “Traberreiter können nicht richtig reiten”

Obige Aussagen sind Pauschalisierungen, die viele Traberreiter schon einmal gehört haben. Aber was ist dran an der Thematik? Woher kommen diese Thesen?

“Traber können nicht galoppieren” – Die Aussage ansich ist falsch: Traber wurden speziell für das Traben gezüchtet und dies wird auch gefordert. Einem Traber kann das Galoppieren beigebracht werden. Einige können aufgrund von Krankheiten, Exterieur, Gangveranlagung oder mangelnder Ausbildung nicht im Dreitakt galoppieren. Oft sieht man dann hier den berüchtigten “Tralopp”*, Vierschlaggalopp oder ein Passgemisch.

Das Thema wird u. a. HIER und HIER ausführlicher abgehandelt.

“Traber sind keine richtigen Reitpferde” – Wer war zuerst da, Henne oder Ei? Natürlich sind Traber ursprünglich als reine Wagenpferde gezogen worden, doch heutzutage sind die vielseitigen Pferde in allen Sparten einsetzbar: Dressur, Springen, Distanzrennen, Wander- und Westernreiten, Gangpferdereiterei etc. Manche eignen sich mehr für eine Sparte, andere weniger. Bei guter Ausbildung und normalem Exterieur ist die Reiterei kein Problem, gerade im Freizeitbereich.

Natürlich ist unter Umständen Kritik an einem Traberreiter angebracht. Aber vermutlich wäre die Kritik ebenso vorhanden, wenn dieser Reiter ein anderes flottes Pferd reiten würde. Warum dann die Häme?

Nun, Traberreiterei, gerade am Anfang der Ausbildung, sieht oftmals unschön aus. Das Pferd nicht im Gleichgewicht, immer wieder aus dem Takt wie ein Schiff auf hoher See. Dazu ist es schnell und recht hitzig, und, – wie in der Programmiersprache –  kennt es nur 0 oder 1: Rennen oder Abbremsen bis zum Stopp. Oft sitzt dadurch der gemeine Traberreiter etwas windschief und nach vorne geneigt auf dem Pferd. Traber und auch andere Rennpferde werden auf Leistung und Schnelligkeit gezüchtet, das merkt der Reiter bei der Ausbildung sehr deutlich.

Dann zieht sich die Grundausbildung auch noch: Für Außenstehende sind kaum Fortschritte zu erkennen; indes freut sich der Traberreiter, dass das Trabertier auf sein Kommando stehen bleibt oder eine Runde im ruhigen Tempo durch die Bahn läuft. Mit manchem Traber ist man u. U. zwei Jahre für eine solide Ausbildung beschäftigt.

Der nächste Punkt ist Unverständnis: Warum bindet man sich ein solches Pferd ans Bein? Das können viele Reiter nicht nachvollziehen. Wer kein Pferd von der Rennbahn reitet, hat es mit Sicherheit auch nicht immer einfach, es gibt genug Problemfälle. Aber normalerweise kann man mit so einem Pferd einfach “durchstarten”.

Durchaus nennenswert ist leider auch die mangelhafte Ausbildung: Manch Reiter mutet sich zuviel mit der Ausbildung des Trabers zu. Das Gelingen einfachster Lektionen ist Glückssache, das Pferd rennt mit Giraffenhals durch die Bahn – fortwährend. Für diese Reiter werden auch alle anderen Traberreiter in Sippenhaft genommen. Ist einer so, sind alle so. Das ist das gängige Vorurteil. Auch beliebt: Man ist mal einen Traber geritten, der nicht vernünftig ausgebildet war: Das prägt.

Häme wird nicht ausbleiben, schon gar nicht im Reitsport. Es hilft, rigoros seinen Weg zu gehen (reiten) und ihn gemeinsam mit dem Pferd zu meistern. Es mag manchmal, ach was; sehr oft, anstrengend sein, aber der Erfolg (wenn auch der späte) wird einem Recht geben. Sicherlich kann man argumentieren; Besser: Man (frau) kann es erreiten. Und Schlußendlich: Man selbst sollte zufrieden sein – und das Pferd so fordern und fördern, wie es nur möglich ist. Dabei steht das Pferdewohl mit einer vernünftigen Ausbildung im Vordergrund.

*Mischung aus Trab (Hinterhand) und Galopp (Vorderhand)

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