Die Lösungsphase ist der wichtigste Schritt im Training mit dem Pferd. Aber warum ist das so? Und warum brauchen gerade Traber eine ausgiebige Lösungsphase?
Natürlich – Pferde sind Fluchttiere, von Null auf Hundert in Sekunden – ohne vorherige Lösungsphase. Das ist ein Argument, dass Reitern permanent um die Ohren fliegt. Nur möchte ich dazu anmerken, dass diese Pferde in der Regel kein dauerhaftes Reitergewicht auf dem Rücken haben, wenn sie das Weite suchen.
Wie sieht die Lösungsphase aus?
Am Anfang steht der Schritt (lustiges Wortspiel, nicht wahr?). Für den Bewegungsapparat solltet ihr eurem Pferd wirklich mindestens zehn Minuten im Schritt gönnen, besser länger (gerade bei älteren Pferden und bei Kälte).
Das Pferd soll in der gesamten Lösungsphase entspannt und aufmerksam, fleißig vorwärts-tretend laufen (Arbeitstempo). Die Lösungsphase ist kein Entlangschlurfen im Sand, in der der Reiter telefoniert oder, wie die Bayern hier sagen, “ratscht”. Während dieser Arbeitsphase empfehle ich keine engen Wendungen zu reiten, dafür viel Abwechslung einzubauen: Von der Ganzen Bahn in die Schlangenlinie, im Anschluss auf den Zirkel und da wieder direkt den Handwechsel einbauen. Drückt das Pferd weg oder wird hektisch, fahre einen Gang zurück und reite große Achten von Zirkel zu Zirkel.
Wofür ist die Lösungsphase gut und wie lange dauert sie?
Die Lösungsphase bereitet dein Pferd optimal auf das eigentliche Arbeitstraining vor. Ähnlich wie bei Sportlern sind die Pferde danach aufgewärmt, die Muskulatur geschmeidig. Ebenfalls sollte die Dehnung in die korrekte Haltung deinem Pferd nun leicht fallen. Das ist nämlich Voraussetzung zur Gesunderhaltung des Pferdes: Um das Reitergewicht zu tragen, müssen bei Pferden bestimmte Muskelgruppen aktiviert und trainiert werden, grob gesagt bspw. Bauch- und Rückenmuskulatur. Fehlt die Lösungsphase oder wird diese nur unzureichend umgesetzt, es drohen körperliche Schäden. Um die Versammlung zu erreichen, muss dein Pferd nämlich schon in der Lösungsphase ausreichend gymnastiziert sein. Dafür sind oben genannte gebogene Linien sehr hilfreich. Grundsätzlich dauert die Lösungsphase eben so lange, bis dein Pferd gut gelöst läuft und deine Hilfen annimmt. Klappt das nicht, beginnt die Ursachenforschung.
Übrigens: Ich kenne Traber, die durchaus ihre 45-minütige Lösungsphase brauchen. Dann ist der Reiter zwar geschafft, aber das Pferd wäre jetzt bereit für die Arbeit… Also verzagt nicht, Pferde sind so unterschiedlich wie ihre Reiter.
Übungen für eine gelungene Lösungsphase
Einige Übungen findet ihr HIER und HIER. Einige Bücher widmen sich der Lösungsphase auch sehr intensiv (Mein Buchtipp*). Nachfolgend findet ihr einige Vorschläge zum Lösen des Pferdes:
- Tempo zulegen an der Langen Seite
- Trab-Schritt-Übergänge
- Schulter-Herein
- Schlangenlinien
- Zirkel verkleinern und vergrößern
TiPP: Einige Pferde lassen sich besser lösen, wenn sie nach dem Aufwärmen im Schritt einige Runden galoppieren dürfen. Gerade Traber sind dafür prädestiniert, erst einmal mit “etwas Tempo” den Kopf frei zu kriegen. Damit ist allerdings kein wilder Galopp bis zur Erschöpfung gemeint!
Wie löst ihr eure Pferde? Geht ihr eine Runde im Gelände? Und braucht euer Traber auch so lange, bis er geschmeidig läuft?
Cheers, Victoria
Übrigens – Pfridolin Pferd erklärt euch hier, warum Vorwärts-Abwärts nicht gleich Vorwärts-Abwärts ist und was ihr dabei beachten müsst. Klickt rein, lacht euch scheckig und lernt ganz viel aus diesem Beitrag!
*Affiliate-Link/ Werbung