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Der Galopp (2): Wie bringe ich den Traber in Galopp?

Wie bereits in Teil 1 erwähnt, können die meisten ehemaligen Trabrennpferde den Galopp erlernen. Nur wenige Pferde haben wirklich aufgrund ihres Gebäudes, ihrer Gesundheit oder Veranlagung echte Probleme mit dem Galopp. Aber es gibt sie.

Häufig gefragt:

Warum Galopp? Mein Traber erreicht das Galopptempo doch auch locker im Trab?

Antwort:

Ein gut ausgebildetes Pferd wird auch im Galopp geritten. Diese Gangart ist auch die bevorzugte Gangart zur Flucht – Pferde sind Fluchttiere. Indem das Pferd in dieser Gangart trainiert wird, erhält der Reiter die Beweglichkeit. Das Pferd läuft zufriedener. Ideal sind Tempowechsel und Wendungen. Außerdem trainiert der Galopp den Atemrhythmus und die Bauchmuskulatur des Pferdes. Beides kommt der Ausbildung eines Trabers zum Reitpferd zugute. Auch kann der ruhige Galopp ein sehr aktives Pferd entspannen.

Wenn ein Traber, der ehemals auf der Bahn gelaufen ist, nun unter dem Reiter galoppieren soll, müssen erst folgende Voraussetzungen geschaffen sein:

  • Das Pferd läuft unter dem Reiter und an der Longe ruhig im Takt und ausbalanciert, ohne wegzudriften
  • Das Pferd kennt idealerweise das Stimmkommando für den Galopp von der Longenarbeit
  •  Das Pferd kennt Vorwärts-Abwärts-Reiten im Trab und nimmt diese Lektion positiv an

Anfangs empfiehlt es sich, nur das reine Angaloppieren zu üben. Da haben Trainer und Reiter oft unterschiedliche Vorgehensweisen, zwei möchte ich hier als Beispiel nennen – ohne diese zu bewerten:

Fall 1

Am einfachsten ist das Galopptraining im Gelände: Lange, gerade Strecken, wenn möglich auch noch mit leichter Steigung Ebener Untergrund und ein langer Bremsweg sind essentiell.

Der Traber sollte allerdings vor dem ersten Geländegalopp schon geländeerprobt sein!

Ein guter Beinschutz (Gamaschen und Glocken) um Verletzungen vorzubeugen ist sinnvoll, denn das Pferd wird erst einmal im Renntrab durchstarten wollen. Sobald es „klick“ macht – reichlich loben! Und wenn der Galopp nur einmal kurz klappt, loben und aufhören. Ob der Übungsgalopp alleine oder mit anderen Reitern in einer Gruppe stattfindet, hängt vom Pferd und vom Können des Reiters ab. Das muss individuell entschieden werden.

Achtung: Reines Galopptraining im Gelände kann dazu führen, dass sich die Pferde nach kurzer Zeit „aufheizen“! Keinesfalls darf das Pferd im Galopp kopflos „davonrennen“. Auch hier gilt: Nicht ohne professionelle Unterstützung, wenn man unsicher ist.

Fall 2

Galoppieren in der Reitbahn ist anfangs nicht einfach, aber durchaus machbar. Aus einer Ecke heraus wird mit der Galopphilfe in den Galopp getrieben und bei Hektik wieder zurückgenommen. Sobald das Pferd in den Galopp springt, loben und Lektion beenden. So wird die Einheit nach und nach gesteigert. Zu Beginn werden die Kurven meist  geschnitten, ähnlich wie beim Motorradfahren. Doch nach einigen Wochen bzw. Monaten läuft das Galoppieren normalerweise wie am Schnürchen. Nur bei Kurven und engen Wendungen im Galopp fehlt es womöglich noch etwas an Balance, die kommt nach ein paar Monaten mithilfe konsequenter Arbeit. Zur Unterstützung der Balance ist auch Stangen- bzw. Cavalettiarbeit hilfreich.

Jeder Trainer, jeder Reiter und jedes Pferd braucht beim Galopptraining individuelle Ideen & Unterstützung, Plan A funktioniert noch lange nicht bei jedem Pferd-Reiter-Paar.

Wichtig ist, den Galopp entsprechend schmackhaft zu machen. Mit viel Lob und Belohnung, auch in Form von korrekten Reiterhilfen. So ist das Vorwärts-Abwärts-Reiten nicht nur wichtig für die Gesunderhaltung des Pferdes in Bezug auf die korrekte Muskulatur, es ist auch die natürliche Haltung die ein Pferd beim Grasen einnimmt. Daher sollte penibel darauf geachtet werden, sofort mit der Hand nachzugeben, wenn das Pferd nachgibt und den Weg nach unten sucht.

Tipp: Besonders hilfreich sind kurze klare Hilfen während des Galopps. Mit kurzen impulsartigen Hilfgebungen kommt der Traber oft besser klar als mit einer lang anhaltenden Hilfe (heraustreiben eines jeden Galoppsprungs, verbunden mit aufforderndem Stimmkommando der Galopphilfe).

Insgesamt ist darauf zu achten, dass der Traber nicht überfordert wird, auch wenn er sich  gern temporeich für die Arbeit anbietet. Pferde können sich nur sehr kurz konzentrieren, gerade wenn um etwas Neues geht.

Hinweis: Es ist beabsichtigt, nicht jeden Ausbildungsschritt zu erklären. Wer wissen muss, wie z. B. das Vorwärts-Abwärts-Reiten funktioniert oder die Grundlagen der normalen Pferdeausbildung nicht kennt, sollte sich für die Ausbildung/ Umschulung eines Trabers an einen Reitlehrer wenden.  Manch ein Pferd mag geduldig die Versuche seines Reiters tolerieren, doch die Gefahr besteht, dass sich dabei Fehler einschleichen. Grundsätzlich wird auch ein Traber nach den Prinzipien der klassischen Reitkunst ausgebildet: Erst Grundlagen festigen, dann kommt der nächste Schritt. 

Interessant: Nicht alle Traber laufen den Galopp im Dreitakt. Es sind auch Passgalopp oder Viertakt möglich – und das nicht nur bei Trabern! Mehr dazu im nächsten Artikel:

Der Galopp (3): Gangsalat: Gangveranlagte Traber & der Galopp

Querverweis: Dressur-Studien.de

 

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. heidrun

    Hallo, mein Traber hat das angaloppieren gelernt, indem ich sie an der longe immer über ein niedriges hindernis laufen ließ. Danach kam automatisch ein galoppsprung. Dazu hab ich immer “hopp” gesagt.
    So hat sie gelernt, was ich wollte.
    Inzwischen galoppiert sie super. Vorher nichtmal auf der koppel…

    1. dertraber

      Eine tolle Idee, da sieht man, wie vielfältig die Methoden sind. Jeder Reiter macht es anders, DAS Prinzip nach Schema F gibt es hier nicht. Großartig, vielen Dank für dein Feedback!

  2. Julia Grau

    Ich über mit meinem Traber Verdy auch an der Longe im Moment. Er macht es schon super, wird aber immer sehr heiß nach dem Galopp…das mmit dem Sprung werde ich heute testen und Euch berichten 🙂

    Liebe Grüße aus Mallorca Verdy&Julia

    1. Kuchenerbse

      Hallo Julia, das kenne ich von vielen Trabern. Manchmal hilft es, nur kurze Sequenzen zu galoppieren und zu unterbrechen, wenn sie “heißlaufen” (Kopf frei kriegen und ablenken). LG

  3. Claudia

    Mein Traber galoppiert an der Longe oder in Freiarbeit höchstens im engen Zirkel. dann ist es eine Mischung aus steigen und galoppieren. Mit Stangenarbeit geht’s besser. Unterm Sattel ist es kaum möglich.

    1. dertraber

      Liebe Claudia,
      das hört sich an, als müsstet ihr noch einen Schritt zurückgehen: Mehr Muskelaufbau, mehr Balance. Dass ihr Stangenarbeit macht, ist super. Lass den Galopp erstmal weg – vor allem unterm Sattel – und arbeite an den Grundlagen in Schritt und Trab. Viel Erfolg!
      ps ich gehe davon aus, dass gesundheitlich alles passt 🙂

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