Stangenarbeit, Springtraining, Cavallettis – kaum sieht der Traber eine bunte Stange am Boden, tritt der Schub aus der Hinterhand ein: Das Pferd läuft heiß, bremsen ist nur was für Loser und überhaupt ist der Traber das schnellste Pferd in dieser Reithalle, ha! Was aber, wenn wir ReiterInnen das gar nicht wollen?
Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber meine Traberstute war nicht zu bremsen, kaum lagen Stangen auf dem Hallenboden. Standen Sprünge auf dem Reitplatz herum, glich das Aufwärmen einem timelapse-Video: Leichttraben im dreifachen Tempo, das soll mir erstmal jemand nachmachen.
Gerade während der Ausbildungsphase glich die Stute einer rasenden Apokalypse, Sprünge waren nur nettes Beiwerk. Meine Armmuskulatur konnte sich sehen lassen. Nicht, dass das zielführend wäre, oben zu ziehen, aber irgendwie wollte ich auch mal wieder bremsen. Wie gesagt, Ausbildungsjahre, bei uns beiden.
Springen mit Trabern – heiße Sache
Mit den Jahren wurde es dann ruhiger. Allerdings auch nur, weil ich rechtzeitig gegensteuern konnte. Ritt jemand anderes das Pferd, ohne viel Erfahrung, war das Ding gelaufen. Im Renntrab über Cavalletti, das geht schon. Will man aber so gar nicht. Deshalb schildere ich heute, was ich gegen das “heißlaufen” gemacht habe. Natürlich – und wie immer – ist das Prozedere individuell.
5 Tipps meiner ReitlehrerInnen für mehr Ruhe beim Springen & Stangenarbeit
Klopfe alle äußeren Umstände ab
Ein Fragenkatalog für jeden TraberreiterIn macht hier den Anfang:
- hat das Pferd im Alltag ausreichend Bewegung?
- Wurde das Pferd ausreichend im Schritt und Galopp gelöst?
- Steht dein Pferd an den Hilfen?
- Klappt die Dressurarbeit in allen Gangarten gut?
- Passt der Sattel?
- Wie gut sitzt du beim Springen im Sattel (unbeabsichtigte Hilfengebung im Maul oder am Bauch)?
- Ist das Pferd gesund (Ausschluss von Kissing Spines u.a.)
Sind alle Fragen beantwortet (und zwar im positiven Sinne), wünsche dir zu Weihnachten ein Springtraining. Manchmal tut eine Luftveränderung Wunder, und ein Blick von außen kann helfen. Gerade Traber versuchen über Schnelligkeit ihrem ReiterIn zu gefallen – schnell sein war ja das beste, was sie im Rennalltag tun konnten. An dieser Stellschraube müssen TraberreiterInnen immer wieder und wieder drehen – und zwar bei der Dressurarbeit. Erst dann, wenn diese “Kopfsache”, den Need zum gewinnen, sich gebessert hat – dann bessert sich auch das Tempo beim Springen.
Springen im Alltag – Gewöhne das Pferd an die Umgebung
Ist dein Pferd schon voller Vorfreude, wenn nur Stangen auf dem Platz liegen? Prima, ab jetzt reitest du nur noch mit Stangen oder Hindernissen auf dem Platz. Irgendwann legt sich die Aufregung (aber nur, wenn du am Ende nicht drüber springst). Volten um Hindernisse gewöhnen die Pferde an die Kulisse, gleichzeitig tust du was für die Rittigkeit. Vielleicht stehen ja exotische Hindernisse herum? Hurra, gratis Anti-Schreck-Training!
Mach das Erwartbare beim Springtraining unerwartbar
Einigen Pferden hilft die Routine, vor den Sprüngen abzuwenden. Damit meine ich nicht antrainiertes Verweigern, sondern Dressurarbeit vor den Sprüngen. Anfangs wendest du Richtung Hindernis ab, bist aber noch fast am anderen Ende der Bahn. Wende dann erneut ab für eine Volte, Kehrtvolte oder auf einen Zirkel – was sich so anbietet. Verringere mit der Zeit den Abstand und achte darauf, ruhig und gleichmäßig vorwärts zu reiten. Sobald die Rennerei anfängt, gehe wieder einen Schritt zurück. Diese Variante ist nicht für jedes Pferd-Reiter-Paar geeignet, weil sie viele Fehler zulässt.
Tipp: Achte beim Abwenden darauf, im Maul nachzugeben, um Spannung herauszunehmen.
Mache Springen zu einer Routine
Ein bis zweimal pro Woche ging es früher in die Springstunde, mit zunehmenden Alter in die Cavallettistunde (sogar noch mit 24; also die Stute). Dürfen Pferde nur selten Springen, ist die Aufregung bzw. die Vorfreude groß. Das kann ein Grund für den Tempozuwachs sein. Prüfe daher, wie häufig Springen oder Stangenarbeit in deinem Kalender vorkommt.
Traber im Trab springen lassen
Reagiert dein Pferd sehr heftig bei jedem Sprung und rennt danach wie von einer Feder aufgezogen los? Arbeite zu Anfang mit einem Sprung. Keine Reihe, kein Parcours. Reite die Sprünge aus dem Trab an (leichttraben!) und pariere danach sofort wieder durch. Wichtig dabei: Nicht sofort abwenden lassen, sondern gerade halten.
Klappt das auch nicht, reite den Sprung aus dem Schritt an, trabe einige Meter zuvor an (leichttraben) und pariere gleich wieder durch.
Das möchte ich dir noch auf den Weg geben
Insgesamt ist es wichtig, das Training positiv zu beenden. Klappt das nicht am Sprung, mache das mit Stangen oder einer Dressurübung. Versuche nur nicht verbissen, “dein” Ziel zu erreichen: Da verliert ihr beide (vor allem an Nerven). Beachte auch, dass Pferde sich nur rund 20 Minuten gut konzentrieren können. Wird dein Pferd erst mit der Zeit “heiß”, beende das Training zeitig und verlängere lieber nach und nach die Abstände nach hinten.
Übrigens sind viele Reiter der Auffassung, dass Pferde, die rennen, Angst haben. Das ist bei ehemaligen Rennpferden aber meist nicht der Fall, die rennen nämlich, um ihren Job gut zu machen. Leistung wird hier per se über Schnelligkeit definiert. Daher ist die Dressurarbeit auch so wichtig – und Kopfsache.
Erzähl mal, hast du auch einen heißen Ofen beim Springen? Und machst du regelmäßig Stangentraining?
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Bilde dich weiter: Das Sachbuch über Cavalettiarbeit von Ingrid Klimke
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