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Pferd versorgt im Notfall? Von Corona, Quarantäne & Co. – mit Download Vollmacht

Ist mein Pferd im Notfall versorgt? Darf ich als Selbstversorger in Quarantäne zu meinem Pferd? Kann ich mein Pferd mit dem Coronavirus Covid-19 anstecken? Fragen über Fragen: Auf Facebook habe ich bei euch schon einmal nachgehakt und teils erschreckende Antworten bekommen: Die meisten Selbstversorger würden die Quarantäne durchbrechen um ihre Tiere zu versorgen.

Corona mal beiseite gelassen: Ein Notfall kann immer eintreten: Schlaganfall, Unfall, Tod, Herzinfarkt – oder eben auch häusliche Quarantäne. Habt ihr schon vorgesorgt? Was passiert mit eurem Pferd im Notfall? Darum geht es heute auf dem Traberblog.

Der Einfachheit halber präsentiere ich euch den Text im Frage-Antwort-Verfahren. Brennt euch noch eine Frage auf der Zunge, stellt sie mir in den Kommentaren auf dem Blog, dann nehme ich sie mit im Text auf.

Notfall oder Quarantäne – wer versorgt mein Pferd: Wichtige Fragen und Tipps für Pferdebesitzer und Reiter

Ich befinde mich in häuslicher Quarantäne, bin aber kerngesund. Darf ich in den Stall, um mein Pferd zu versorgen? Ich bin Selbstversorger.

Nein. Ist Quarantäne angeordnet, ist sie zu befolgen. Es gibt Träger des Virus, die keinerlei oder kaum Krankheitssymptome entwickeln. Daher ist das Umgehen der Quarantäne höchst fahrlässig und gefährdet vor allem ältere Mitbürger und Risikogruppen, die an Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes oder Asthma leiden. Die Quarantäne kann auch gegen den Willen verhängt und notfalls mit Bußgeld oder einer Freiheitsstrafe belangt werden. Für den Notfall ist vorab für Ersatz zu sorgen.

Nachtrag in Sachen AUSGANGSSPERRE – DARF ICH MEIN PFERD VERSORGEN:

In dringenden Fällen, in denen es um das Tierwohl geht, dürfen Pferdebesitzer sich um die Pferde kümmern. Das gleiche gilt fürs Gassigehen (Hausnah, Menschen meiden). Dabei sind andere Menschen unbedingt zu meiden und die Hygieneregeln zu befolgen. Wendet euch an euer Gesundheitsamt und fragt im Zweifel nach, wie die Genehmigungen aussehen. Seid vorbereitet!

Wer kümmert sich um mein Pferd, wenn ich in Quarantäne bin?

Gegenfrage: Wer kümmert sich um dein Pferd, wenn du einen Unfall hast oder sterben solltest? Hast du dazu bereits Vorkehrungen getroffen? Nein? Dann wird es jetzt höchste Zeit! Gründe eine Whatsapp-Gruppe, frag beim Stallbetreiber nach, sprich mit anderen Einstellern oder Freunden oder Verwandten. Das gilt auch, wenn du ein Haustier hast: Ein Hund beispielsweise braucht ja auch Auslauf. Und wenn kein Garten da, muss er auch woanders unterkommen. Um vorbereitet zu sein, kannst du einen Futterplan im Schrank oder an der Box anbringen oder ein Merkblatt mit wichtigen Infos dort anpinnen (z.B. Allergien usw.). Sind Entscheidungen zu treffen, die du nicht treffen kannst, gib eine Alternative an (bei mir war es mein Mann, der stellvertretend wichtige Entscheidungen hätte treffen können, sollte mir etwas zustoßen).

So kannst du dich vernetzen:

  • örtliche Facebookgruppe
  • mit anderen Einstellern
  • mit dem Stallbetreiber
  • mit Tiersittern z.B. bei ebay-Kleinanzeigen
  • mit Bereitern oder Trainern
  • mit anderen Höfen in der Umgebung
  • mit Tierschutzvereinen
  • mit Hundeschulen (für die vier Pfoten)

Nachtrag:

  • Tageszeitungen, Radio (auch online) etc.
  • Nachbarschaftshilfe

Handel jetzt und kümmer dich! Passieren kann dir immer was, was ist dann mit deinem Pferd? Also, ran an die Tasten!

Kann mein Pferd oder Haustier das Virus übertragen? Oder kann sich mein Pferd bei mir anstecken?

Bis jetzt (14.3.2020) ist noch kein Fall der Übertragung “Haustier-Mensch” bekannt. Die Coronaviren, die Haustiere befallen, sind andere als Covid-19: Sie lösen meist Magen-Darm-Erkrankungen bei den Tieren aus.

Die Turniersaison fängt bald an: Kann ich unbesorgt auf ein Turnier fahren? Ich sitze ja schließlich alleine auf dem Pferd.

In Anbetracht der jetzigen Situation sollen soziale Kontakte so weit es geht reduziert werden. Ein Turnier ist sicher kein lebenswichtiges Ereignis. Zudem sagen immer mehr Veranstalter ab. Ob die Situation in einigen Monaten die gleiche ist, wird sich dann zeigen.

Mein Kind soll zu einem Kinderreitkurs gehen, der findet auch statt. Der Veranstalter wirbt damit, dass die Kinder ja an der frischen Luft seien.

Per Tröpfcheninfektion verbreitet sich Covid-19 bis zu einem Umkreis von 30 Metern (Hatschi!). Den Veranstaltern geht es meist ums Geld, nicht um die Gesundheit, wenn solche Aussagen getätigt werden: Die Kontakte sollen auf ein Minimum heruntergefahren werden, um Alte und Risikopatienten zu schützen. Covid-19 ist eine Lungenerkrankung. Gerade Kinder glucken oft zusammen, auch Hygieneregeln werden im Eifer schnell nebensächlich. Das Virus ist außerdem bis zu 3 Tage – je nach Untergrund – an der Luft haltbar. Ich sage: Sprecht mit dem Veranstalter, ob ihr den Termin verschieben könnt. Schützt die Großeltern!

Nachtrag 17.3.2020: Sportstätten (in Bayern) wurden geschlossen und der Betrieb ist einzustellen. Damit sollten sich Reitstunden bzw. Lehrgänge erledigt haben. 

Wie verhalte ich mich, wenn ich in den Stall gehe? Kann ich mich dort auch anstecken? So viele Leute sind ja nicht zur gleichen Zeit dort!

Grundsätzlich kann sich jeder überall anstecken. Vermeiden lässt sich das vermutlich nicht. Es geht ja auch darum, den Anstieg der Erkrankungen zu verlangsamen. Natürlich birgt ein Stall auch Risikofaktoren:

  • gemeinsam genutzte Schubkarren: Das Virus hält sich an der Luft ein bis drei Tage, je nach Untergrund
  • gemeinsam genutztes Equipment wie Besen, Mistgabeln usw.
  • Türklinken
  • Putzzeug für Schulpferde
  • Reithelme für Reitschüler
  • Reitgerten oder Peitschen
  • Sattel, Trense und Co.
  • Boxentüren, Weidezaunöffnungen

Ich möchte bestimmt nicht, dass ihr wie wild mit Desinfektionsmittel umhersprüht, aber achtet auf die Hygiene:

  • Niesen und husten nur in Ellenbeuge
  • Tragt am besten Handschuhe wenn ihr an “Risikopunkte” greift
  • Nicht ins Gesicht fassen
  • Verzicht auf gemeinsames Equipment wenn möglich
  • Immer schön Hände waschen
  • meidet größere Ansammlungen: Feiern können verschoben werden
  • wer krank ist, bleibt zuhause (gilt auch für die Arbeit)

Nachtrag

Verhaltenskodex im Reitstall

Habt ihr morgens frei, versorgt euer Pferd. Der Abend soll den Arbeitenden gehören, die einen 8-5-Job haben: Je weniger Leute zugleich aufeinander treffen, je besser. Über Trello, Whatsappgruppen oder Listen mit Google-docs könnt ihr euch organisieren.

Geht alleine in den Stall: Freunde und Familie kommen gerne wieder mit, wenn Normalzustand eingekehrt ist

Vermeidet unbedingt das gemütliche Beisammensitzen im Stübchen (was sowieso zu schließen ist, zumindest da, wo der Katastrophenfall ausgerufen wurde)

Wer krank ist oder jemand in der Familie erkrankt ist bzw. Verdacht auf Corona besteht, der bleibt zuhause und informiert den Stallbetreiber

Bleibt freundlich zueinander. Helft einander: Bietet den älteren Mitreitern oder Personen, die Hilfe bräuchten, auch Hilfe an

Wo lege ich fest, was mit meinem Pferd im Notfall passiert? Was passiert mit dem Pferd, wenn ich sterbe?

Im Todesfall solltet ihr bereits im Testament (handgeschrieben oder vom Notar beglaubigt) festgelegt haben, was mit eurem Pferd passiert (gilt auch für Kinder und Haustiere!). Zusätzlich könnt ihr noch eine Befugnis aufsetzen (Bevollmächtigung), wer sich wie um euer Pferd kümmert (z.B. Einwilligung in tierärztliche Behandlung usw.). Denkt im Falle einer Schenkung daran, dass Pferde auch eine Last für die Beteiligten sein können. Gebt eventuell noch eine Ersatzperson an. Ist nichts hinterlegt, geht das Pferd an die rechtmäßigen Erben, die dann die Entscheidung treffen. Gibt es keine Erben, fällt der Staat die Entscheidung. Entweder kommt das Tier in die Hände vom Tierschutz oder wird verkauft.

Mit einem Zweckvermächtnis im Testament kannst du übrigens auch einen Betrag festlegen, der an Ausgaben für das Tier gebunden ist.

Vollmacht Betreuung des Pferdes

Ich möchte mit diesem Beitrag keine Panik schüren, sondern euch darauf hinweisen, was im Falle so alles passieren kann. Bitte macht euch vorab Gedanken und achtet auf die Schwächeren der Gesellschaft, macht euch Gedanken, was mit eurem Pferd passiert – unabhängig von Corona. Ganz schlimm finde ich, dass da wohl die wenigsten vorgesorgt haben: Ihr beteuert immer wieder, wie sehr ihr euer Tier liebt: Dann übernehmt dafür die Verantwortung, auch im Notfall. Das mag unangenehm sein, aber tut es. 

Weiterlesen zum Thema Covid-19 auf dem Elternblog

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