Traber besser reiten – das klingt wie Musik in meinen Ohren. Klingelts bei euch auch? Noch nicht? Macht nichts, deshalb gibt es diese neue Serie: Einmal pro Monat stelle ich eine Übung vor, die zu mehr Balance oder Takt (oder was auch immer, auf jeden Fall nützlich) führt. Und gerade unsere Traber brauchen das: Übungen, die helfen, besser zu reiten. Dem Pferd zuliebe.
Unsere Übung des Monats heißt ganz salopp “Seitengänge”. Ihr seht, dass handelt sich nicht um eine klassische Übung, sondern um eine Aneinanderreihung verschiedener Lektionen. Ich wende diese Übungsabfolge auch erfolgreich bei anderen Pferden an, die Probleme mit Balance und Takt haben. Tatsächlich hadern viele Pferd-Reiter-Paare damit. Bitte beachtet, dass ihr die Übungen an den jeweiligen Ausbildungsstand anpasst und auf körperliche Einschränkungen Rücksicht nehmt.
Vor der Übung kommt das Warmreiten: Zehn, besser 15 Minuten solltet ihr im Schritt reiten, damit die Pferde (bzw. Muskulatur und Gelenke) warm werden. Raus aus der Box und los – das machen wir bitte nicht. Natürlich sind Pferde so gebaut, dass sie auch einen “Kaltstart” verkraften (Stichwort Fluchttier), aber wir sind ja beim Reiten und nicht auf der Flucht. Oder? Oder?
Handwechsel mit Seitengängen: Viereck vergrößern
Von der ganzen Bahn kommend wendet ihr an der Mitte der kurzen Seite ab, um durch die Länge der Bahn zu wechseln. Bei X wechselt ihr wahlweise im Seitengang nach rechts oder links, so dass ihr einen Handwechsel beim Zirkelpunkt macht. Anschließend wendet ihr wieder an der Mitte der kurzen Seite ab und macht das gleiche auf der anderen Hand.
Wie beim Schenkelweichen soll das Pferd beim Viereck verkleinern / vergrößern auf zwei Hufschlägen seitwärts geritten werden. Um die Reitlehre aus 1937 zu zitieren: “Je besser das Pferd an den (…) Hilfen steht, desto geringer wird die Abstellung (…), wandelt sich die Übung von einer lösenden zu einer versammelnden.” [H.Dv.12: Die Deutsche Reiterklassik von 1937]
Nach zwei bis drei Wiederholungen pro Hand wechselt ihr (wenn nötig mit kurzer Pause) zu einer anderen Übung:
Schulterherein
Von der kurzen Seite kommend, beginnt das Schulterherein aus der Ecke Richtung lange Seite; der Pferdepopo bleibt dabei auf dem Hufschlag. Ihr stellt das Pferd leicht nach innen, der Hals bleibt relativ gerade. Die Vorhand lasst ihr auf den inneren Hufschlag treten, und zwar so, dass das Pferd auf drei bis vier Hufschlägen läuft. Ihr stellt die Vorhand des Pferdes soweit nach innen, dass der innere Hinterhuf in der Spur des äußeren Vorderhufs tritt. Idealerweise tritt so auch das Pferd unter seinen Schwerpunkt.
Passt bitte auf, dass ihr euer Pferd beim Schulterherein nicht versehentlich zu sehr nach innen stellt oder zu sehr innen treibt. Wer mehr über die korrekte Ausführung des Schulterherein wissen möchte, schaut mal bei meiner Kollegin von 360GradPferd vorbei. Sie gibt dazu sehr detaillierte Tipps.
Nach Wiederholung der Übung Schulterherein auf beiden Händen macht eine kurze Pause. Wusstet ihr, dass Pferde sich gar nicht so lange am Stück konzentrieren können, besonders dann, wenn es um neue Lektionen geht?
Prima, gar nicht so schlimm, oder? Wie ist der Stand der Ausbildung bei euch? Machen euch diese Übungen Probleme? Oder reitet ihr die Übungen aus dem FF? Schulterherein könnt ihr auch prima vom Boden aus üben. Gerade im Winter, wenn alles gefroren ist, eine spannende Abwechslung (vielleicht nicht gerade auf dem Eis…).
Ach, ihr fragt euch, was das Ziel dieser Übungen ist? Kein Problem, das erkläre ich euch kurz:
Beim Schulterherein muss das Pferd die Hinterhand aktivieren. Das dient der Tragkraft. Für die Vorhandlastigen Pferde eine wunderbare Übung zur Lösung und Förderung der Durchlässigkeit. Das Pferd wird beweglicher, durch die Stellung wird es gleichzeitig gedehnt. Das Schenkelweichen beim Viereck verkleinern und vergrößern ist eine wunderbare Übung zum Aufwärmen nach dem Warmreiten. Die Hinterhand wird mobilisiert. Insgesamt schulen Seitengänge die Aufmerksamkeit, die Durchlässigkeit.
Anfangs ist das wirklich schwer, gerade mit Trabern die am liebsten mit viel Tempo geradeaus laufen wollen. Aber je öfter ihr übt, desto einfacher wird es. Aber bitte nicht verbissen üben, das führt nur zu Frust. Jedes Pferd hat sein eigenes Lerntempo. Und auch vom Boden aus könnt ihr Seitengänge und Wendungen einbauen. Seid ihr Seitengänge-Anfänger? Dann ist weniger mehr, und am besten mit guter Anleitung. Lasst euch dabei filmen, dann entdeckt ihr ganz schnell Fehler: Bleibt ihr gerade auf dem Pferd sitzen? Bricht das Pferd mit der Schulter aus?
Und nun, los: Sendet mir hier (info(at)vonluetzau.com) oder über Facebook eure Bilder (natürlich im Seitengang). Bei jeder Übung verlose ich unter allen Einsendern mein neues Buch “Schatz, ich bin beim Pferd!“. Die besten Bilder zeige ich im nächsten Blogbeitrag “Übung des Monats”.
Ihr wollt mehr Übungen? Schaut mal vorbei:
Übung 1 – Hilfreiche Übungen zum Angaloppieren
Warum die Lösungsphase für Traber so wichtig ist
Übung 3 – Praktische Übung zur Gymnastizierung