Traber: Gesehen, verliebt, gekauft.
Neben all den anderen Handicaps bei der Umstellung vom Rennpferd zum Reitpferd gehe ich auf die Futterumstellung ein.
Ein Trabrennpferd verspeist im Durchschnitt in seiner aktiven Zeit pro Tag rund 5,5 kg Kraftfutter und 8-10 kg Heu /500 kg Körpergewicht plus Zusatzfutter wie Mineralfutter*.
Das ist eine ganze Menge. Was frisst so ein Rennpferd an Kraftfutter? Reinen Hafer?
Üblicherweise kam bislang meist Hafer oder Schwarzhafer auf den Tisch (in den Trog), heutzutage hat auch Mischfutter (Müsli, Pellets, etc.) Einzug in die Trabrennställe gehalten. Nachteilig bei letzterem ist der Fettanteil, daher rangiert Hafer immer noch auf Platz eins in der Rennpferdefütterung.
Good to know: Das Fett im Mischfutter belastet die Leber eines Rennpferdes und schränkt daher die Leistungsfähigkeit ein. Daher gilt bei der Verabreichung von Kraftfutter äußerste Aufmerksamkeit in Bezug auf Qualität, Quantität und Inhaltsstoffen.
Nun soll der Traber seine Karriere unter dem Sattel eines Freizeitreiters fortsetzen: Das bedeutet auch eine Futterumstellung.
Zunächst sollte die Gabe des alten Futters weiter erfolgen, aber deutlich reduziert. Angepasst an Futter und andere Gegebenheiten, erfolgt zeitgleich der “Trainingsabbau”. Den Meisten bleibt das Abtrainieren erspart, dies erfolgt meist noch beim Vorbesitzer.
Zurück zum Futter: Für die Umstellung auf andere Futtersorten gehören 7-10 Tage veranschlagt. Das Mischverhältnis richtet sich nach der Dauer der Eingabe:
Beispiel:
Tag 1: 90 % gewohntes Futter/ 10 % neues Futter
Tag 5: 1: 60 % gewohntes Futter/ 40 % neues Futter
Tag 10: 10 % gewohntes Futter/ 90 % neues Futter
Auch die Futtermenge wird entsprechend angepasst. Ein Freizeitpferd braucht normalerweise keine 5 kg Kraftfutter.
Die Rationsberechnung definiert man über das Gewicht des Pferdes und über das Arbeitspensum.
Unterteilung Arbeitspensum**
- Erhaltung (Beisteller, Verletzungspause usw)
- Leichte Arbeit (Ruhige Ausritte von ein bis zwei Stunden, Anfängerarbeit Dressur/ Springen)
- Mittlere Arbeit (Dressur und Springen A/L-Niveau, Distanzen bis 50 km, Rennanfänger)
- Schwere Arbeit (Rennpferde, Jagdpferde, Dressur und Springen ab Klasse M)
Freizeitreiter fallen normalerweise in die Kategorie leichte bis mittlere Arbeit. Natürlich hängt die Futter- und Rationsgabe auch vom allgemeinen Zustand des Pferdes, bestimmten Umwelteinflüssen oder auch der Rasse ab. Manche Weiden sind Mineralstoffarm, da muss ein Zusatzfutter her.
Beispiel zur Futtergabe eines Trabers bei leichter Arbeit als Freizeitpferd (ca. 500 kg schwer, normalfuttrig):
Kraftfutter (Strukturfuttermix): 200 g je 100 kg Körpergewicht = 1 kg Kraftfutter am Tag, aufgeteilt auf 2-3 Rationen. Zusätzlich wird Mineralfutter verabreicht, um den Bedarf an Selen und Magnesium zu decken. Dies geschah aufgrund der Auswertung des Blutbilds mit Rücksprache des Tierarztes. Das Pferd erhält außerdem Heu zur freien Verfügung.
Good to know: Selen in hohen Dosierungen wirkt giftig. Daher unbedingt Richtwerte von Grundfutter und Mineralfutter vergleichen und berechnen. Dazu ist eine genaue Messung nötig – also Kraftfutter immer abwiegen!
Wer unsicher ist, sollte einmal Rücksprache mit dem Tierarzt seines Vertrauens halten. Er berät auch in Sachen Fütterung und Umstellung.
Info für Leser: Rationsberechnung der Landwirtschaftskammer: Klick mich
Demnächst plaudert einer übers Futter, der es wissen muss: Schaut Montag wieder herein, da gibt es ein Interview zum Thema Traber & Fütterung!
Leserstimmen:
Bei Rennpferden wird i.d.R. auf einen hohen Eiweißgehalt geachtet. Dies muss man auch bei der Krippenfuttergabe beachten. Ist das Pferd noch nicht abtrainiert muss das Futter ebenso langsam reduziert werden, wie abtrainiert wird. Die meisten Freizeitpferde bewegen sich im Energiebedarf, Erfahrungsgemäß eher zwischen Erhaltungsbedarf und leichter Arbeit. [Conny S. – Danke für das Heu-Feedback]
Unserer bekommt zweimal am Tag zwei Hände gequetschten Hafer mit Möhren und Heu en masse. Dazu noch Weide. [Sarah B.]
Nach dem Kauf habe ich mit 2,5 l Hafer am Tag angefangen und dann langsam auf einen Liter reduziert. Dann habe ich das Auffüttern mit Heucobs, Rübenschnitzel und Hafer angefangen. [Anja B.]
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