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TRABER – Wissen: Verständigung zwischen Mensch und Pferd

Das Bild spricht Bände. Was könnte der Reiter wohl vom Pferd wollen?

Eine Welt voller Missverständnisse: Die Beziehung von Reiter und Pferd ist oftmals geprägt von Verständigungsproblemen.
Ein Pferd kommuniziert vorwiegend über Körpersprache, hier warten bereits die ersten Fettnäpfchen auf den Reiter. Unbedarft wird frontal an die Nase gegrapscht (“Oh so schön weich”), sich beim Longieren “vor die Bewegung” gestellt oder bei der Bodenarbeit auf die Initiative vom Pferd gewartet.

Um Kommunikationsproblemen vorzubeugen, sollte der Reiter erst einmal verstehen, wie die Tiere untereinander kommunizieren. Wer keine Pferdeherde zu Beobachtungszwecken vor der Haustür stehen hat, kann sich in Büchern und Videos oder seriösen Workshops weiterbilden. Dann folgt die Eigenbewertung – wie agiere ich mit dem Pferd, was will ich, doch was sagt die Körpersprache aus? Zur Reflexion eignen sich Videoanalyse und entsprechender Unterricht.

Pferde verstehen renitentes Dauergerede nicht, klare Aussagen / Kommandos sind für die einfache Kommunikation vonnöten. Auch die Tonlage (hoch, tief, langgezogen usw.) ist bei Stimmkommandos ausschlaggebend.

“Fluppi, nun Lauf doch mal langsam. Fluuuppiiii hallo, ich hab gesagt langsaaaam, mannoman, nie gehorchst du, Schritt jetzt, hallo, hörst du? Das nervt, jetzt mach langsam, geh Schritt!”

Paula*, 34, läuft ungeduldig an der Longe zerrend und mit Peitsche wedelnd hinter “Fluppi” her.


Paula möchte offensichtlich, dass ihr Pferd Fluppi ordentlich Schritt an der Longe läuft. Aber Paula macht vier Fehler:

  1. Monotones Dauergerede ohne klares Kommando
  2. Ungenaue Hilfengebung durch Gezerre an der Longe
  3. Hinterherlaufen statt den Körper “bremsend”, dem Pferd zugewandt, einzusetzen
  4. Die Peitsche treibt das Pferd vorwärts statt ruhig in der Hand zu liegen

Tagtäglich ist solch ein Dilemma in vielen Reitställen dieser Welt zu beobachten. Schuld ist dem Reiter nach das “unfähige Pferd”, dass nicht gehorcht.

Ein weiteres Manko ist die zunehmende Vermenschlichung des vierbeinigen Freunds.

Das Ergebnis sind unerzogene oder unmotivierte Pferde, unglückliche und verärgerte Reiter und eine wachsende Industrie in Sachen Bodenarbeitsutensilien und Pferdeversteherbüchern.

Hier die Top 5 der häufigsten Irrtümer / Missverständnisse:

  1. “Mir ist kalt, also friert mein Pferd auch.” Nicht unbedingt. Solange keine sibirischen Temperaturen herrschen, das Pferd mit Wetterschutz ausgestattet und gesund ist, friert es nicht so leicht wie wir Menschen. Die durchschnittliche Wohlfühltemperatur des Tieres liegt bei ca. 6 – 14 Grad Celsius, je nach Rasse und Konstitution.
  2. “Das Pferd veräppelt dich, er nutzt dich aus.” Pferde machen in der Regel dass, was wir vorgeben. Nicht umsonst werden Pferde für Managementseminare eingesetzt – sie spiegeln den Menschen in seinem Handeln wieder. Sie agieren nach unserem Verhaltensmuster.
  3. “Spazieren gehen machen wir nicht. Das kann das Pferd nicht. Er hat doch vor allem Angst” Das Pferd kann schon, es bedeutet vor allem harte und konsequente Arbeit für den Besitzer. Im Grunde entlarvt der letzte Satz die Position des Menschen.
  4. “Wer im Gelände vom scheuenden Pferd steigt, verliert.” Altüberliefert und häufig noch angewandt. Natürlich muss man den Kontext beachten. Nehmen wir dieses Beispiel: Ein Pferd vertraut dem Menschen sein Leben als Fluchttier an. Im Gelände soll eine große Pfütze durchquert werden. Das Wasser spiegelt, das Pferd erkennt die Tiefe nicht und fürchtet sich. Der Reiter hat zwei Möglichkeiten: Er steigt ab und geht voran, das Pferd folgt dem “Leittier” Mensch und lernt, dass diese Pfütze nicht gefährlich ist. Oder der Reiter bleibt getreu dem obigen Motto sitzen und versucht mit Geduld, Gewalt und viel Stress das Pferd durch die Pfütze zu bringen. Womit verbindet das Tier wohl die bessere Erfahrung?
  5. “Join-up hilft bei jedem Pferd. Du weißt schon, einfach im Kreis scheuchen bis er zu dir kommt.” Hier versuchen sich Pseudo-Experten an Bodenarbeits- und Ausbildungsmethoden, die nicht für Laien noch für jedes Pferd gemacht wurden. In dem Fall hilft weghören und einen vernünftigen Trainer seines Vertrauens zu konsultieren. Denn; um Martin Kreuzer zu zitieren: “Bodenarbeit ist Kommunikation”.

Und diese beherrschen heutzutage nur noch wenige ReiterInnen. Also, ran an die Lehrbücher, rein in die Workshops! Lasst die nächsten 3 Satteldecken links liegen und besucht einen Lehrgang – als Zuschauer oftmals sehr günstig!

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*Liste unvollständig, Ergänzung gern in den Kommentaren.

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