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Aufstollen, Eisglätte & Co. – Pferde bewegen im Winter

Pferde im Winter zu bewegen, ist ja auch oft eine Herausforderung für Reiter und Pferdebesitzer. Eis, Schnee, zugefrorene Plätze – alle Widrigkeiten des Winters machen Trainingspläne zunichte. Gut, wer sein Pferd in einem Stall mit Reithalle stehen hat. Aber durch Lockdown und hohe Schneelasten fällt auch die mal aus.

Jeden Winter das gleiche: Eisglätte und Klebeschnee machen die Bewegung des eigenen Pferdes schier unmöglich. Jahr für Jahr die gleiche Herausforderung: Das Pferd soll doch bitte adäquat bewegt werden – und Traber laufen ja wirklich gerne – aber vor der Stalltür beginnt die Schlittenbahn. Meinem Pferd war das ja egal, Eis beschleunigt, umso besser also (so wohl die Gedankengänge der Stute).

Auch Reitplätze sind schnell zugefroren, trotz beigemengten Magnesium. Plattgewalzt gehts ja noch, türmen sich allerdings Alpenlandschaften im Miniaturformat auf dem Platz, schauts auch da schlecht aus. Außer, man möchte unbedingt an der berühmten Trittsicherheit des Pferdes arbeiten…

Ideen, um dein Pferd auch im Winter zu bewegen und zu beschäftigen

Pferde bewegen im Winter: Nutze Wegränder und Wiesen

Häufig sind die Wegränder nicht so glatt wie die Wege selbst. Ist es allerdings abschüssig, verzichtet darauf: Bei einem Winterausritt um den See (Lechebene – Flachland) hielten wir uns an den Wegrand. Minimal abschüssig, durch den Schnee war nicht jedes Hindernis erkennbar. Zack, Pferd ausgerutscht, wir lagen beide verblüfft im Schnee. Wenige Zentimeter weiter ein Baumstumpf. Wäre ich dort gelandet, wäre mein Bein hinüber gewesen. Vergewissert euch also, dass keine Hindernisse im Weg liegen und das Pferd nicht wegrutschen kann.

Ganz beliebt waren unsere “Wiesengänge”. Der Stallbetreiber erlaubte uns, die Wiese im Winter zu nutzen und mit den Pferden auf und ab zu laufen. Natürlich im Schritt, um die Grasnarbe nicht zu schädigen, und schön an der Seite und nicht mittendurch. Zu Fuß war das auch gleich ein prima Workout für uns Reiter, denn Tiefschnee und Trabertempo im Schritt…

Pferde bewegen im Winter: Gymnastizierung und Kopfarbeit in der Stallgasse

Blitzeis, Überschwemmung, minus 20 Grad. Reiten auf jeden Fall nicht möglich, weil schon der Hof spiegelglatt ist, von den Wegen draußen ganz zu schweigen. Beschäftigt euer Pferd doch mit Kopfarbeit, zum Beispiel Apfeltauchen im Eimer (bitte KEIN eiskaltes Wasser), Clickertraining oder das Beibringen von kleinen Kunststücken. Auch leichte Dehnübungen oder Massagen sind jetzt willkommen. Vorsicht: Nicht überdehnen, die Pferde sind ja nicht warm!

Wars ganz arg, haben wir Rundläufe in der Stallgasse gemacht. Das war die absolute Ausnahme, wenn draußen glättetechnisch gar nichts mehr ging.

Pferde bewegen im Winter: Nutze gutes Equipment

Meine Stute lief barhuf, trotzdem stollte manchmal der Schnee. Das ist gefährlich, das Pferd kann böse umknicken oder stürzen. Noch mehr Probleme haben Pferde, die beschlagen sind. Ein guter Hufschmied baut standardmäßig schon Grips und Videasticks in die Eisen ein, auch Stollen können ein gutes Hilfsmittel im Winter sein. Aber schon einmal versucht, die Stollen nach dem Geländeritt im Schnee wieder zu entfernen? Ohne Werkzeug geht da nichts. Stollen, die im Eisen verbleiben, erhöhen die Verletzungsgefahr (z.B. beim Liegen und Aufstehen).

Es gibt übrigens auch Hufgrips, die nachträglich selber für den Ausritt ins Eisen geklemmt werden. Viele Nutzer beklagen allerdings, dass diese nicht halten. Darum besser den Schmied darum bitten, ist auch nicht teuer!

Huf-Flex, auch Huf-Feder genannt, ist eine Alternative zum Hufgrip. Die Federstahlbögen spannt ihr mit einer Zange selbst ins Hufeisen und entfernt sie danach wieder. Der Hufexperte passt diese spezielle Huf-Feder fachgerecht an. Ein Nachteil des Huf-Flex ist, dass Steine die Federbögen manchmal heraushebeln können. Im Schnee passiert das aber eher selten.

Eine weitere Alternative zum Grip ist das sogenannte “Huflederkitt”, z.B. erhältlich bei Krämer. Im Wasserbad wird die Masse warm und auf die gereinigte Hufsohle aufgetragen. Das Huflederkitt hält ca. 10 Tage, je nach Belastung. Danach sollte es entfernt werden, um den Huf zu reinigen und zu pflegen.

Für Barhufgänger gibt es spezielle Winter-Hufschuhe mit ordentlich Grip, getestet habe ich sie bisher allerdings nicht. Ich habe die Stute lieber barhuf gelassen.

Pferde bewegen im Winter: Tricks und Tipps gegen das Aufstollen

Eine Expertin schlägt bei Cavallo vor, den Innenhuf mit Polyurethan-Hufkleber einzuschmieren und Vogelsand darauf zu streuen. Hält wohl etwas vor. Das ganze könnt ihr HIER nachlesen.

Fette und Öle auf dem Huf helfen wenn auch nur kurze Zeit. Ich hatte das mal mit Huffett und Speiseöl getestet, gebracht hat es bei uns nichts.

Gegen das Rutschen auf dem Hof schwören viele Leser übrigens auf das Überziehen von Socken, wenn es um kurze Wege vom Stall bis zur Halle geht. Länger halten Socken auch nicht durch.

Pferde bewegen im Winter: Zeit für Seitengänge & Horsemanship

Der Winter ist die richtige Zeit, um mit seinem Pferd die Seitengänge an der Hand zu intensivieren. Das geht auch auf dem zugefrorenen Reitplatz, wenn er glattgezogen ist. Natürlich lauft ihr euch vorher mit dem Pferd warm. Auch Denkaufgaben in Kombination mit Pylonen und Stangen sind machbar, euer Pferd muss sich konzentrieren.

Pferde im Winter ausreichend zu bewegen, geht nicht immer. Mit Corona ist es noch schwieriger geworden, den Auflagen (pferde-) gerecht zu werden. Aber es hilft ja nicht. Wir haben die Bewegungsintensität immer dem Wetter angepasst. Als die Stute im Offenstall stand, war das natürlich praktisch. Allerdings wurden auch dort die Koppeln geschlossen (wenn nicht gefroren) und der Laufbereich aus Beton glich einer Schlittschuhbahn. Als Ersthilfe haben wir den Pferdemist bzw. Einstreu aus dem Unterstand darauf verteilt; Zugriff auf andere Streumöglichkeiten hatten wir nicht. Unser Stall lag außerhalb, gehörte zu einem Pensionsstall. Der war aber etwas weiter vom Offenstall entfernt. Die Reithalle nur über eine Teerstraße mit Brücke erreichbar. Im Winter mit Glätte nicht machbar. 

Der andere Stall, außerhalb des Ortes, nur erreichbar über Feldwege, lag inmitten von Wiesen und Feldern. Begrenzt durch Fluss und Wald mussten wir auch über eisglatte Wege laufen. Eisglatt, weil Traktoren über die Wege fuhren. Das Stallgelände selber war auch manches Mal eine Rutschfläche. Daraus entstand auch die Idee, mit den Pferden in der großzügigen Stallgasse zu “arbeiten”.

Was macht ihr, wenn es kalt und glatt ist? Wie sorgt ihr für ausreichend Bewegung im Winter?

Tipp: Wärmt die Pferde im Winter gut im Schritt auf – mindestens fünfzehn bis zwanzig Minuten! Gerade ältere Semester danken es euch.

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