Heute gibt es mal wieder einen praktischen Tipp auf dem Blog: Eine einfache Lockerungsübung, die mir viele Reitlehrerinnen und Reitlehrer empfahlen – nicht nur bei Trabern, sondern auch bei Warmblütern. Die geht ganz einfach auch mal im Gelände umgesetzt:
Traber und der Galopp, ein müßiges Thema. Wer aber gut galoppieren will, der braucht ein lockeres Pferd. Traber sind meist ziemlich angespannt (und wenn es an den Galopp geht, die Reiter gleich mit). Diese Übung hat das Ziel, das Pferd zu entspannen und zu lockern.Lockerungsübung Pferd für Genick & Hals
Reite mit deinem Pferd auf den zweiten oder dritten Hufschlag. Stelle dann das Pferd für fünf bis sechs Tritte nach außen. Anschließend wieder gerade richten, auch fünf bis sechs Tritte. Danach stellst du das Pferd für die gleiche Zeitspanne nach innen. Wiederhole. Wird dein Pferd während der Übung hektisch, überprüfe kritisch deine Hilfengebung. Bevor ihr euch verhaspelt, wende auf einen Zirkel ab (immer noch innerer Hufschlag) und reite eine 8. Mache mehrere Handwechsel und beginne wieder von vorne. Blockiert das Pferd, versuche die Übung nicht mit Gewalt. Reduziere die Stellung soweit, wie es dem Pferd angenehm ist. Du solltest mindestens das Auge schimmern sehen (wenn möglich). Fortgeschrittene stellen das Pferd deutlich über die Ganasche nach innen und nach außen. Ganz wichtig: Reite dein Pferd vor der Übung ordentlich warm! Stolpert dein Pferd während der Übung mehrfach, setze die Übung aus und befrage deinen Trainer/ deine Trainerin.Diese Lockerungsübung im Gelände
Diese Übung kannst du auch einfach im Gelände umsetzen. Reite dazu mittig auf einem Weg ohne Stolpergefahr. Versuche dabei, auf einer Linie zu reiten, ähnlich einem Hufschlag, und nicht ständig von rechts nach links zu pendeln. Gelingt dir das?🐎 Warum Lockerungsübungen so wichtig sind – für dein Pferd und für dich
Lockerungsübungen sind nicht bloß ein nettes „Warm-up“. Sie sind der Schlüssel zu einem gesunden, losgelassenen Pferd – und zu einem Reiter, der mit seinem Partner auf Augenhöhe kommuniziert. Das ist doch, was wir alle wollen, nicht wahr?
Und doch werden sie im Alltag oft übergangen: „Keine Zeit“, „Heute nur Gelände“, „Läuft doch gerade gut“. Aber genau hier beginnt das Problem.
💡 Was bedeutet „Lockerung“ eigentlich?
Lockerung ist mehr als Bewegung. Es ist das Zusammenspiel aus Muskeltonus, mentaler Spannung, Atemrhythmus und Beweglichkeit – beim Pferd wie beim Menschen.
Ein locker gerittenes Pferd:
bewegt sich geschmeidig und taktvoll,
zeigt eine ruhige Anlehnung und
kann seine Muskeln gezielt aktivieren, statt kompensieren.
🐴 Warum dein Pferd Lockerung braucht
Pferde sind Meister im Kompensieren. Wenn sie sich festhalten, ausweichen oder „eigenwillig“ werden, liegt das oft nicht am Kopf – sondern an fehlender Beweglichkeit oder Verspannung.
Besonders Ex-Rennpferde wie Traber bringen oft einseitige Belastungen und Muskelmuster mit, die sie im Alltag unbewusst beibehalten. Ohne gezielte Lockerung entstehen daraus:
Rückenverspannungen
Taktunreinheiten
emotionale Spannung und Unruhe
langfristig sogar Lahmheiten oder Sattelzwang
Mit gezielten, gut durchdachten Lockerungsübungen kannst du diese Muster schrittweise lösen – im Gelände, auf dem Platz oder auch vom Boden aus.
👤 Warum auch du als Reiter:in davon profitierst
Ein verspanntes Pferd macht es dir schwer, weich zu sitzen, ruhig einzuwirken und entspannt zu reiten.
Ein verspannter Reiter wiederum hindert das Pferd daran, überhaupt loszulassen. Es ist ein immer wiederkehrender Kreislauf – aber ein lösbarer.
Lockerungsübungen helfen dir…
ins Spüren zu kommen, statt ins Kontrollieren
aus dem Kopf in den Körper zu finden
feiner, aufmerksamer und wirkungsvoller zu reiten
Und ganz ehrlich: Auch dein Becken freut sich über einen bewussten Moment des Mit-Schwingens. 😉
🌱 Wann lohnen sich Lockerungsübungen?
Immer.
Nicht nur, wenn dein Pferd „zickig“ ist oder schlecht läuft. Sondern auch:
als Einstieg in jede Trainingseinheit
zur Erholung nach längeren Pausen
zur Unterstützung nach Krankheiten oder Umstellungen
an Geländetagen – als unsichtbares Training zwischendurch
Lockerung ist kein unnötiges Tamtam. Es ist die Grundlage für Losgelassenheit, Takt, Anlehnung – und damit für alles, was Reiten ausmacht.
Ob du dein Pferd reitest, führst oder einfach Zeit mit ihm verbringst:
Ein lockerndes Element bringt euch näher zusammen.