Traber-Wissen & Geschichte ganz kompakt, heute mit dem Amerikanischen Traber, auch Standardbred genannt: Um etwas Traber-Wissen zu vermitteln, gibts ab sofort auch einen Geschichtsexkurs. Daher stelle ich euch heute den American Standardbred aus den USA vor.
Standardbred? Klingt komisch, oder? Aber: Der auch „Standardbred“ genannte Amerikanische Traber bedeutet übersetzt ganz einfach „Standardzüchtung“. Okay, die Traberzüchter über den großen Teich haben es sich einfach gemacht. Zumindest mit der Namensfindung.
Woher kommt dieser “Standard”?
Der Name entstammt durch einen genauen „Standard“, den Zuchtpferde früher vor dem Wagen leisten mussten. Dadurch hat sich dieser Name etabliert. Jener Standard lag bei ca. 2:30 Minuten für Traber und 2:45 Minuten für Passgänger auf eine Distanz (eine Meile, entspricht 1609 m).
Passgänger mit spanischem Einfluss
Offiziell wurde die Rasse 1871 durch mehrere nordamerikanische Züchter gegründet. Die Ursprünge des Standardbreds lassen sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen, als Kolonisten das Land besiedelten. Zu dieser Zeit mussten Pferde vor allem trittsicher und bequem über lange Strecken zu reiten sein. Das war der Ursprung der sogenannten „Pacer“, Passgänger (Hauptzuchtgebiet: Narragansett Bay, Nordamerika). Die Kolonisten bevorzugten diese Pferde, die teilweise unter spanischem Einfluss standen (Einkreuzung oder Ursprung spanischer Pferderassen mit flachen Gangwerk).
Importe veredeln Passgänger
Ab dem 17. Jahrhundert fanden in den heutigen Vereinigten Staaten von Amerika bereits die ersten Passrennen statt. Im Allgemeinen spezialisierten sich die Amerikaner schon früher als die Europäer auf den Rennsport.
Nach der Amerikanischen Revolution gelangten vermehrt Vollblutpferde (Englische Vollblüter, Arabische Vollblüter) in die „Neue Welt“. 1778 wurde der berühmte Vollbluthengst „Messenger“ nach Philadelphia importiert. In dessen Stammbaum finden sich auch die folgenden drei Araberhengste
- „Darley Arabian“
- „Eclipse“
- „Godolphin Arabian“
Letzterer ist auch bekannt als „Godolphin Barb“, Experten vermuten dahinter in Wahrheit einen Berber. Die These ist bis heute umstritten.
Abstammung von Vollblütern
Diese drei Hengste sind auch als „Gründerväter“ des Englischen Vollbluts bekannt. Das bedeutet, Traber stammen durchaus von Vollblütern ab, sind aber keine Vollblüter. Dazu hatte ich bereits etwas geschrieben.
Veredelt durch den starken Vollbluteinfluss, wurden die beliebten Pacer noch schneller und leistungsfähiger als die russische Traber-Verwandtschaft. Das kam dem Renngeschehen natürlich noch mehr zugute.
Hambletonian 10 – Stammvater der Amerikanischen Traber
Hambletonian 10, ein Urenkel Messengers, gilt heute übrigens als Stammvater der Rasse Standardbred. Geboren wurde er in Orange County, wo heute ein Museum steht: Das “Harness Racing Museum & Hall of Fame”. Hambletonian lief übrigens kein einziges Rennen, hinterließ aber über 1.000 Nachkommen.
Passgänger schneller als Traber
Der Amerikanische Traber ist durch den Vollbluteinfluss und die strenge Selektion die schnellste Traberrasse der Welt. Daher wird sie auch heute noch in alle anderen Traberrassen eingekreuzt. So ist in der deutschen Traberzucht vornehmlich amerikanisches Blut zu finden. Übrigens: Bei Passrennen werden höhere Geschwindigkeiten als beim Trabrennen erreicht!
Wusstest du…? Aus den Narragansett Pacern und dem Englischen Vollblut entstanden nicht nur die Standardbreds, sondern auch Morgan Horses, Saddlebreds und Tennessee Walker (ursprünglich Gang- bzw. Wagenpferde).
Meine Traberstute hatte vornehmlich Standardbred-Blut in ihrem Stammbaum. Wie ist das bei euren Trabern? Kennt ihr den Stammbaum? Wenn dir der Post gefällt, freue ich mich, wenn du mich weiterempfiehlst und diesen Beitrag teilst. Danke!
Titelbild: Amerikanischer Traber um 1900, Stute “Beachwood” von Thoms von Nathusius 1866-1904 gemeinfrei
Bild unten Hambletonian: Quelle: Hambletonian Bild: Wikipedia Public Domain gemeinfrei, National Museum of Natural History (Maler:Eno)