Die Orlow-Traber sind die älteste Traberrasse der Welt und stammen aus der Gegend des heutigen Woronesch in Russland. Wie die Rasse der Orlow- und Métis-Traber entstand, erfahrt ihr heute in Traber-Wissen kompakt. Geschichte to go.
Alles fing damit an, dass Graf Alexei Orlow-Chesmensky (1737-1809) angeblich ein ideales Kutschpferd züchten wollte. Graf Orlow, einst eng verbunden mit Katharina der Großen, fiel wohl in Ungnade und suchte in der Pferdezucht eine neue Aufgabe: Das ideale Kutschpferd sollte edel sein und lange Strecken einfach bewältigen können. Auf den Peloponnes in Griechenland kaufte Orlow mehrere Araber für sein Gestüt nahe Moskau ein. 1775 war es, als der orientalische Hengst „Smetanka“ nach Ostrowo kam – für 60.000 Rubel.
Ein Schneelöwe als Stammvater der Orlows
Ein Nachkomme „Smetankas“ und einer dänischen Stute, der Hengst „Polkan“, wurde einer holländischen Harddraver*-Stute zugeführt; so sollte eine Verbesserung des Trabvermögens erreicht werden. Der Nachwuchs, ein Schimmel namens Bars I. (dt. Schneelöwe), wurde der Stammvater des Orlow-Trabers.
Durch strenge Zucht und Selektion entstand die neue Rasse der Orlow-Traber. Diese eignete sich speziell als schnelles Kutsch- und Schlittenpferd und war ziemlich ausdauernd. Später wurde zur Leistungsoptimierung unter anderem Dänen, Norfolks, Vollblüter sowie Harddraver eingekreuzt. Graf Orlow gründete zu dieser Zeit das bis heute bekannte Gestüt Chrenowo (Khrenovoye).
Die schnellsten Traber der Welt kamen damals aus Russland
Bald fanden öffentliche Trabrennen in Russland statt, aufgrund der Witterung meist mit Schlitten statt mit dem heute bekannten Sulky. Für einige Zeit war der Orlow-Traber die schnellste Traberrasse der Welt. Der Hengst „Cowboy“ lief 1600 Meter in 1:57,2 Minuten.
Mitte des 19. Jahrhunderts unterlag der Orlow jedoch der schnelleren amerikanischen Traberrasse „Standardbred“.
Artenerhalt durch den Staat
Aufgrund der russischen Revolution ging der Bestand des Orlow-Trabers stark zurück. Daher erwarb der Staat das Gestüt und ergriff Maßnahmen zum Artenerhalt. So wurden die Orlow-Traber in „Russische Traber“ umbenannt. Das Zuchtbuch der Orlow-Traber wurde um 1906 geschlossen. Ende des 20. Jahrhunderts soll der Bestand ungefähr 25.000 Tiere umfasst haben.
Entstehung des Métis-Trabers
Kurz darauf kaufte die russische Regierung Standardbred-Traber aus Amerika, um ihre eigenen Traber noch leistungsfähiger und schneller zu machen. Diese neue Kreuzung wurde „Métis Traber“ genannt. Damals liefen Orlow- und Métis-Traber in separaten Rennen. 1949 erhielt der Orlow-Traber seinen ursprünglichen Namen zurück und der Métis-Traber heißt seitdem „Russischer Traber“.
Heutzutage sehen wir Orlow-Traber vorwiegend vor der Kutsche, sie sind hervorragende Fahrpferde. Und der bekannteste Orlow war wohl der “kluge Hans”. Sein Steckenpferd war die Mathematik, nicht das Fahren. Kennt ihr den klugen Hans schon? Nein?
Der kluge Hans – ein Orlow als Rechenkünstler
“Vor dem Ersten Weltkrieg machte Mathematiklehrer Wilhelm von Osten das Pferd „Hans“ weltbekannt. Im Volksmund „Der kluge Hans“ (geboren um 1895) genannt, gehörte er zu den Orlow-Trabern. Angeblich sollte er rechnen und zählen können. Seine einzigartige Fähigkeit erregte großes Aufsehen in der damaligen Gesellschaft. Er löste Mathematikaufgaben durch Kopfschütteln- oder -nicken oder Hufeklopfen. Er verstarb um 1916 und ist auch heute noch in aller Munde.” (Aus: Traber- Renn- und Reitpferde)
Übrigens: Nahe Starnberg in Bayern gibt es ein Orlow-Traber-Gestüt, habt ihr das gewusst?
*Friesisches Trabrennpferd mit hoher Knieaktion
Bild im Text: Araberhengst „Smetanka“ im 18. Jahrhundert/ Quelle: Pferdezuchtmuseum Moskau, gemeinfrei Wikipedia
Titelbild: Orlow-Traber auf der Weide; Fotograf: Olga_i über Shutterstock