Oft werde ich gefragt, warum denn reine Freizeitpferde auch Dressurlektionen oder Cavalettiarbeit können müssen. Nun, müssen muss niemand.
Aber die Grundlagen der Dressur dienen der Gesunderhaltung des Pferdes. Nur mit der richtigen Haltung unter dem Sattel treten keine Rückenschäden auf, nur mit den richtigen Kommandos können auch brenzlige Situationen im Gelände entschärft werden.
Aber es geistern Meinungen in deutschen Reitställen – und anderswo – umher, da fragt man sich zwangsläufig, wo die ReiterInnen ihre Ausbildung genossen haben.
Freizeitpferde gehören auch korrekt geritten und gymnastiziert. Zu diesem Thema können ganze Seiten gefüllt werden. Hier gehe ich jedoch speziell auf den Traber ein.
Traber müssen oft nach ihrer Rennkarriere erst einmal durchs kleine Einmaleins. Die Körperhaltung eines Trabrennpferdes unterscheidet sich deutlich vom Reitpferd, entsprechend sind andere Muskelgruppen trainiert. Die für das Reiten wichtige Muskulatur muss nun auftrainiert werden, dazu gehören u. a. die Oberhalsmuskulatur, die Rücken- und Bauchmuskulatur und besonders der Trapezmuskel unterhalb des Widerrists.
Zur Kräftigung der Muskulatur empfiehlt sich anfangs das Schreiten am langen Zügel, gerne auch bergauf. Die Muskeln können nur trainiert werden, wenn diese entspannt sind. Das Pferd nimmt am langen Zügeln eine korrekte Selbsthaltung ein, solange nichts stört (unpassender Sattel, unsicherer Reiter, drückendes Zaumzeug…). Auch das freie Longieren ohne Ausbinder mit vielen Übergängen von Schritt-Trab-Schritt kann ich zur Kräftigung der Hinterhand und zur losgelassenen Haltung empfehlen. Wessen Traber hier losstürmt, muss in der Ausbildung noch einmal einen Schritt zurück machen und an den Grundlagen arbeiten. Weitere Tipps zur Kräftigung der Muskulatur werden hier in loser Reihenfolge veröffentlicht.
Ein gut gerittenes Pferd erkennt man fast immer an der entsprechenden Muskulatur (Einschränkungen durch Krankheit, Alter etc. ausgenommen).
Ein häufiger Fehler vieler ReiterInnen – Pferde mit dem falschen Knick im Hals. Wo das Genick in der Versammlung der höchste Punkt sein sollte, ist es oft der Punkt am 3./4. Halswirbel. Auf Bildern vielleicht nur Momentaufnahmen, muss der ReiterIn aufpassen, dass das Pferd durch die falsche Einwirkung nicht “schummelt”. Es empfiehlt sich daher, sich einer Selbstanalyse durch Trainer bzw. Außenstehende zu unterziehen.
Jedes einfache Freizeitpferd sollte mindestens auf E/A-Niveau (je nach Handicap) ausgebildet sein. Wer nur durchs Gelände zockeln will und “Dressur”, egal welcher Couleur strikt ablehnt, sollte sich die Frage stellen, ob dies zur Gesunderhaltung beiträgt (Muskulatur!).
Selbstverständlich können die Pferde auch im Gelände trainiert und gymnastiziert werden. Seitengänge, Tempowechsel, Slalom- und Biegungsübungen können wunderbar im Gelände erarbeitet werden.
Fantastisch im Zeitalter der Smartphones: Videos zur Selbstanalyse. Lasst euch regelmäßig filmen und versucht so, auf die Schwächen einzugehen. Auch Fortschritte sind so deutlich zu erkennen. Für den Austausch mit anderen Pferdebesitzern oder auch als Videotagebuch eignet sich ein “Vlog” sehr gut.