Mineralfutter für Pferde ist heutzutage nicht mehr wegzudenken – und das ist auch gut so. Nein, dieser Beitrag wird von keiner Futtermittelfirma gesponsert, das Thema ist auf meinem Mist gewachsen. Auch eine artgerechte Haltung kann Mineralfutter in unserer Zeit nicht ersetzen.
Dein Pferd bekommt artgerechte Raufutterfütterung, vielleicht noch Kraftfutter mit Kräutern und hat täglich Weidegang? Alles im Lot, denkst du. Was ich sehe, sind Pferde mit immer mehr Unverträglichkeiten, Ekzemen, Kotwasser oder Stoffwechselstörungen.
Daran ist nicht nur oder nicht immer das Futter Schuld, häufig kommen auch Haltungsfehler dazu.
Mineralfutter muss Haltungsfehler und Stress ausgleichen
Doch tatsächlich sind die Weiden mittlerweile sehr nährstoffarm, dafür fett. Die Heuqualität sinkt, Umweltgifte nehmen zu, ebenso Belastungen durch Pestizide, Feinstaub uvm. Durch Haltungsfehler sind viele Pferde auch häufiger gestresst.
Ich frage mal provokativ in die Runde: Wer lässt jährlich ein großes Blutbild vom Pferd machen?
Das ist darum so wichtig, um Nährstoffmängel frühzeitig zu erkennen. Ein gutes Mineralfutter kann Mängel ausgleichen, hält das Pferd gesund und gleicht u.U. Stress aus. Trotzdem kann auch ein Pferd mit gutem Blutbild einen Nährstoffmangel haben. Warum?
Blutbild okay, trotzdem krank
Da muss ich kurz ausholen in Richtung Humanmedizin: Die Blutwerte beim Menschen sind auf das normale Überleben zugeschnitten. Meist ist es so, dass Ärzte sagen, Blutbild ist prima. Doch manchmal sind da Beschwerden, der Patient fühlt sich nicht wohl. Da kann es sein, dass Mikronährstoffe fehlen. Am Beispiel Selen wird das recht deutlich:
Selenarme Böden begünstigen Selenmangel
Das Selen im Blutserum hat neuerdings den Referenzbereich von 65 bis 150. Die obere Grenze wurde erst vor kurzem vom Augsburger Labor hochgesetzt. Vorher lag die Grenze bei 105. Dieser Wert war viel zu niedrig. Selen im Vollblut hat den Referenzbereich von 90 – 230. Die meisten Menschen in Deutschland haben einen Selenmangel, da die Böden hier selenarm sind. Bei Werten unter 80 liegt ein schwerer Mangel beim Menschen vor. Hatte bisher jemand einen Wert von 80 – 100, dann war das laut alter Referenzliste völlig okay. Leider ist das viel zu wenig, gerade für eine gesunde Schilddrüsenfunktion (da hängt auch Hormonproduktion dran). Der empfohlene Wirkspiegel bei gesunden Menschen soll laut Nährstoffexpertin & Nephorologin Dr. med. Helena Orfanos-Boeckel 120 – 140 betragen.
In ihrem Buch “ nimmt sie auch Bezug auf den Selenmangel bei Pferden in Deutschland: (…) “Die Folge ist bei uns allen – im Übrigen auch bei Pferden – ein ausgeprägter Selenmangel, weil das, was in unserem Boden wächst, kein Selen enthält.” (…)
Kreuzverschlag durch Selenmangel bei Traber
Ganz konkret betroffen war auch meine Traberstute im Alter von ca. acht Jahren. Wir haben häufig stark trainiert, das Pferd bekam Raufutter, Hafer und Pellets, angereichert mit einigen Mineralien. Ist ja fast 20 Jahre her. Nach einer Springstunde draußen im Regen ist sie nicht mehr gelaufen. Mühselig haben wir die Stute zurück in den Stall gebracht, meine Eltern haben den Tierarzt gerufen. Intuitiv habe ich sie gut eingedeckt. Der Tierarzt kam: Symptomatik wie Kreuzverschlag durch Anstrengung in Verbindung mit akutem Selenmangel. Von da an bekam sie selenhaltiges Mineralfutter, anfangs ein hochdosiertes, später normaldosiert. Die Blutwerte wurden regelmäßig auf diesen Mangel überprüft.
So erkennst du einen Selenmangel beim Pferd
Der Selenmangel bei deinem Pferd ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Treten nur geringe Mängel auf, wirst du vermutlich gar nichts davon merken. Bei stärkerem Mangel können aber folgende Symptome beim Pferd auftreten:
- Das Pferd zeigt geringe Leistung und neigt zu Trägheit
- Abbau oder Fehlen der Muskulatur
- Infektionen, die immer wieder kehren
- Haarausfall und glanzloses, brüchiges Fell
- Fruchtbarkeit ist eingeschränkt
Ist ein Pferd besonders unterversorgt mit Selen, dann sind die Symptome tierarztrelevant: Es kommt zu kolikartigen Krämpfen, Muskelverkrampfung, Kreuzverschlag oder einer Ataxie.
Darum ist Mineralfutter für Pferde mit Selenmangel so wichtig:
Ausgeglichene Ernährung: Pferde benötigen eine ausgewogene Ernährung, um alle notwendigen Nährstoffe zu erhalten. Mineralfutter hilft, die Versorgung mit wichtigen Mineralien und Mikronährstoffen zu gewährleisten. Die Böden geben das nicht her.
Gesunde Knochenentwicklung: Mineralien wie Calcium und Phosphor sind wichtig für das Wachstum und die Entwicklung gesunder Knochen und Zähne bei jungen Pferden.
Muskelkontraktion: Mineralien wie Magnesium und Kalium sind wichtig für die Muskelkontraktion und -Entspannung, was die Leistungsfähigkeit und Beweglichkeit des Pferdes beeinflusst.
Immunsystem-Unterstützung: Mineralien wie Zink und Kupfer spielen eine Rolle bei der Unterstützung des Immunsystems und der Abwehr von Krankheiten.
Hufgesundheit: Biotin und andere Mineralien tragen zur Gesundheit der Hufe bei und können u.U. das Risiko von Hufproblemen reduzieren.
Elektrolytgleichgewicht: Bei intensiver körperlicher Aktivität oder bei heißem Wetter verlieren Pferde Elektrolyte wie Natrium und Kalium durch Schweiß. Mineralfutter kann dazu beitragen, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Reproduktive Gesundheit: Mineralstoffe sind wichtig für die Fortpflanzungsfähigkeit von Zuchtpferden und die Gesundheit von Fohlen.
Vermeidung von Mangelerscheinungen: Ein Mangel an bestimmten Mineralien kann zu gesundheitlichen Problemen wie Muskelschwäche und Verdauungsstörungen führen. Mineralfutter kann dazu beitragen, solche Mangelerscheinungen zu verhindern.
Anpassung an individuelle Bedürfnisse: Pferde haben unterschiedliche Bedürfnisse je nach Alter, Geschlecht, Aktivitätsniveau und Gesundheitszustand. Mineralfutter ermöglicht es, die Ernährung an diese individuellen Anforderungen anzupassen.
Verbesserte Leistung: Eine ausgewogene Mineralversorgung kann die Leistungsfähigkeit von Sport- und Arbeitspferden steigern und die Erholungszeiten verkürzen.
Prävention von Krankheiten: Einige Krankheiten wie beispielsweise Knochenerkrankungen können durch eine angemessene Mineralversorgung verhindert oder zumindest reduziert werden.
Unterstützung bei der Verdauung: Bestimmte Mineralien, wie beispielsweise Natrium und Chlorid, sind wichtig für die Funktion des Verdauungssystems und können Verdauungsprobleme verhindern.
Die Zugabe von Mineralfutter zur normalen Pferdefütterung ist wichtig. Noch wichtiger ist, die genauen Bedürfnisse des eigenen Pferdes zu berücksichtigen und gegebenenfalls Tierärzte zu konsultieren, um eine optimale Versorgung sicherzustellen. Ein großes Blutbild kann durchaus 200 Euro oder mehr kosten. Fragt vorher euren Tierarzt an und holt mehrere Angebote ein.
Tipp: Statt der neuen Kollektion zu Weihnachten in das große Blutbild investieren. Das lohnt sich nachhaltig. <3
Hinweis zu den Kosten für ein Blutbild bei Pferden
Die Gebührenverordnung mit den Einzelposten gibt es hier, auf 1424 stehen die Kosten für Blutentnahme. Bei der Bundestierärztekammer findest du übrigens noch ein Vermerk zu Pferden und Nutztieren, nachdem es da wohl Widerprüche durch die Fachzeitschrift St. Georg gab.
Mit der Gebührenerhöhung von 2022 haben sich die Tierarztkosten beim Pferd im Schnitt um 60 Prozent verteuert. Dagegen steuert gerade eine Petition: Die Vereinigung Deutscher Tierhalter fand strittige Punkte in der GOT 2022. Sie wird damit von der Organisation als rechtswidrig eingestuft. Mitte November soll eine Petition gegen die GOT starten. Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) kritisiert die Gebührenerhöhung.
Ich freue mich, wenn ihr den Beitrag teilt <3 So werden hoffentlich viele Pferde gut mit Selen und anderen wichtigen Mineralien versorgt werden.
Produktempfehlung: Diese Mineralfutter nutze ich momentan
Für das übergewichtige Fjordpferd verwende ich Stärke- und Zuckerreduziertes Mineralfuttermittel ohne den Zusatz von Getreidekomponenten von Eggersmann (selbst gekauft und getestet). Das darin enthaltene Vitamin E ist essentiell für die Versorgung mit Selen.
Für meine Traberstute gab es regelmäßig ein Mineralfutter mit Selen, Vitamin E und Lysin. Statt Pulver gibt es Selen aber auch in flüssiger Form oder als Pellets.
Bitte füttert nicht einfach drauflos, sondern lasst die Blutwerte vorab kontrollieren. Der Referenzwert für Selen liegt zwischen 100 – 200 µg/l, darunter spricht man von einem Selenmangel. Alle Referenzwerte im Blutbild für Pferde findet ihr beim Augsburger Labor. Allerdings wird über den Selenwert derzeit diskutiert, auch das Diagnoseverfahren soll erweitert werden. Daher: Tierarzt anfragen.
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